Diese umfassende Schau zeigt, wie sich die moderne künstlerische Keramik in Deutschland und international von der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bis heute entwickelt hat. Die hochrangigen Exponate stammen sämtlich aus eigenem Bestand. Umfangreiche Stiftungen von Sammlern und Künstlern aus dem In- und Ausland bereicherten in den letzten Jahren die Studiokeramik-Kollektion des Museums immens.
Als erste große Sonderausstellung nach seiner baulichen Rekonstruktion präsentierte das GRASSI Museum für Angewandte Kunst im Winter 2008/2009 „GEFÄSS/ SKULPTUR. Deutsche und internationale Keramik seit 1946“. Der Titel der Schau steht – und dies gilt für ihre jetzt präsentierte Folgeausstellung ebenso – als Chiffre für die Entwicklung der künstlerisch relevanten Studiokeramik.
Immer stärker, vor allem seit den 1960er Jahren, trat der ästhetische Eigenwert der Gefäße in den Vordergrund. Er überlagert oft die funktionale Bestimmung oder hebt sie ganz auf. Zugleich wuchs das Bewusstsein für den plastischen Ausdruck und die Nuancierung der Oberflächen von Gefäßkeramiken ebenso wie das für die vielfältigen Möglichkeiten der keramischen Skulptur. Der Gebrauch für das Auge, für die Sinne, ist bei vielen Stücken bedeutsamer als ein utilitaristischer Ansatz.
Es geht um Studiokeramik als eine der Malerei, Bildhauerei und zuweilen gar der Architektur gleichgestellte künstlerische Gattung. Bereits die erste, erfolgreiche Ausstellung von 2008/2009 konnte, auch auf Basis von Schenkungen, weitestgehend auf eigenen Bestand zurückgreifen. Das begleitende Katalogbuch war im Buchhandel bald vergriffen und gilt inzwischen als Standardwerk. Doch zeigten Ausstellung und Publikation zugleich auf, welche Ergänzungswünsche für die Sammlung noch offen blieben. Dies ermutigte eine Reihe von Sammlern und Künstlern, dem Museum weitere Arbeiten zu übergeben.
In der Summe gehören diese Schenkungen aus den Jahren 2008 bis 2012 zu den qualitativ wie quantitativ gewichtigsten Bestandzuwächsen des Museums seit Langem. Viele der gestifteten Stücke waren bereits früher Glanzstücke bedeutender Ausstellungen, wurden prämiert und sind in der Fachliteratur publiziert. Das Spektrum reicht dabei vom kleinformatigen Vitrinenstück bis zumraumgreifenden Großobjekt und offenbart in seiner Fülle alle erdenklichenSpielarten in Intention und Technik, Form und Oberfläche.
Künstler
Die Namen der beteiligten Künstler verkörpern die internationale Elite der keramischen Kunst. So stehen Hubert Griemert, Jan Bontjes van Beek oder Jean François Fouilhoux für die Kunst der perfekten Glasur, Maria Teresa Kuczynska,
Carmen Dionyse oder Philippe Lambercy für die keramische Skulptur, Karl Scheid, Kap-Sun Hwang oder Geert Lap für höchste formale Präzision, Lucie Rie, Hans Coper oder Alev Siesbye für das hochgradig Kontemplative, Gilbert Portanier oder Beate Kuhn für das Überschäumend-Phantastische, Ken Eastman, Reinhold Rieckmann und Masamichi Yoshikawa für Affinität zur Architektur, John Maltby und Eric James Mellon für das Poetische, Colin Pearson und Gordon Baldwin für das Ausloten des Gefäßes als Thema, Michel Lanos, Claude Varlan oder Jean-François Thiérion für keramische Malerei auf Gefäßen.
Publikation
Begleitend zu „GEFÄSS/ SKULPTUR 2“ erscheint in der Arnoldschen (Stuttgart) ein Katalogbuch (528 Seiten) mit zahlreichen Abbildungen, Biografien und Werkcharakteristiken zum Preis von 49,90 €. Zur Ausstellung wird eine Audioguide-Tour sowie ein Film- und Veranstaltungsprogramm angeboten.
Öffnungszeiten und Ort
GRASSI Museum für Angewandte Kunst,
Johannisplatz 5-11
04103 Leipzig,
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag, Feiertage 10 - 18 Uhr, Montag sowie am 24.12. 2013 und 31.12. 2013 geschlossen
Eintritt: 8 €, ermäßigt 6 € bzw. 4 €